Modellvorhaben der Raumordnung – Umstrukturierung statt Zuwachs

„Abgestimmte Entwicklung in den Stadt – Umland – Regionen als Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in Vorpommern“

Der Regionale Planungsverband Vorpommern hat von August 2004 bis Oktober 2006 am bundesweiten Modellvorhaben der Raumordnung (MORO) „Umstrukturierung statt Zuwachs“ mitgearbeitet. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) unterstützt mit diesem Aktionsprogramm innovative Ansätze und Instrumente in der Raumplanung. Betreut wird dieses und alle anderen Modellvorhaben durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).
Im Modellvorhaben unter dem Leitthema „Umstrukturierung statt Zuwachs“ haben bundesweit 16 Modellregionen in den beiden Themenschwerpunkten „Nachhaltige Siedlungsentwicklung“ und „Infrastruktur und demographischer Wandel“ zusammengearbeitet. Der Erfahrungsaustausch zwischen den Modellregionen erfolgte über gemeinsame Fachtagungen und Werkstätten sowie über die gemeinsame Internetplattform zu den Modellvorhaben bei der BBR.
Der Regionale Planungsverband Vorpommern hat im Rahmen des Modellvorhabens in einem diskursiven Prozess abgestimmte Stadt-Umland-Konzepte für die Stadt-Umland-Räume Greifswald und Stralsund erarbeitet. Hauptakteure waren die beiden Hansestädte Stralsund und Greifswald mit ihren Umlandgemeinden, vorzugsweise jene Gemeinden, die im Entwurf des Landesraumentwicklungsprogramms Mecklenburg-Vorpommern den beiden Stadt-Umland-Räumen zugeordnet wurden.

Bedingt durch die Nähe und den Bevölkerungsaustausch sind die beiden Kernstädte und ihre jeweiligen Umlandgemeinden sehr vielfältig und eng miteinander verbunden. Einerseits nutzen Umlandbewohner neben dem Arbeitsplatzangebot auch das Infrastrukturangebot der Kernstädte, andererseits halten die Umlandgemeinden Funktionen wie z.B. Naherholungsmöglichkeiten für die Kernstädte vor.

Deshalb sind eine Aufgabenverteilung zwischen den beteiligten Städten und Gemeinden und eine Abstimmung der Funktionswahrnehmung erforderlich.
Eine zukunftsorientierte Entwicklung der gesamten Region wird nur dann erfolgreich sein, wenn die beiden Kernstädte und ihre jeweiligen Umlandgemeinden kooperativ zusammenarbeiten und sich nicht gegenseitig behindern. Nur so können die Potenziale der urbanen Kernstädte einerseits und der häufig noch ländlich strukturierten Umlandgemeinden andererseits gestärkt werden. Durch gezielte Entwicklung der Stadt-Umland-Räume als Ganzes können in der Zukunft dynamische Wirtschaftsentwicklungen, gesunde Wohnverhältnisse und vielfältige Infrastrukturangebote und dadurch eine hohe Lebensqualität der Bewohner gesichert werden. Dazu müssen jedoch zukünftig die Aufgabenteilung effektiver als bisher organisiert und damit die Flächeninanspruchnahme bzw. der Landschaftsverbrauch optimiert werden. Das schließt ein, dass in den Städten verstärkt Flächenreserven mobilisiert werden, um Neuversiegelungen im Umland zu vermeiden. Außerdem müssen Regelungen dafür gefunden werden, dass und wie Gewinne und Lasten der Entwicklungen von allen beteiligten Gemeinden auf vertraglicher Grundlage gleichmäßig getragen werden. Die Ergebnisse des diskursiven Prozesses sollten als Zielvereinbarung in die Neuaufstellung des Regionalen Raumentwicklungsprogramms Vorpommerns einfließen und damit einen rechtlich verbindlichen Rahmen erhalten.
Mit dem Ansatz der flächensparenden Siedlungsentwicklung will die Planungsregion Vorpommern einen praktischen Beitrag zur Nachhaltigkeitsdiskussion in Deutschland leisten. Die Bundesregierung hat in ihrer nationalen Nachhaltigkeitsstrategie u.a. das Ziel formuliert, dass bis zum Jahr 2020 die tägliche Flächeninanspruchnahme für neue Siedlungs- und Verkehrsflächen von derzeit bundesweit ca. 100 ha auf 30 ha reduziert wird. Dieser Rückgang soll durch verschiedene planerische und planungsmethodische Maßnahmen erreicht werden. Am Beispiel der Hansestädte Stralsund und Greifswald und ihrer Umlandgemeinden sollte durch die konsensuale Erarbeitung von kooperativen Entwicklungsstrategien für die Platzierung und den Umfang der zukünftigen Baulandausweisungen gezeigt werden, wie durch konsequente städtebauliche Innenentwicklung und Flächenumnutzung der Flächenverbrauch drastisch gesenkt werden kann, ohne dass die Lebensqualität der Bevölkerung dabei verschlechtert, sie im Gegenteil sogar verbessert wird.

Innerhalb des Modellvorhabens waren sieben große Arbeitsschritte vorgesehen (Schema als PDF):

  • Einrichtung des Projektmanagements und Start des Abstimmungsprozesses mit den Gemeinden (August 2004 – Oktober 2004)
  • Start der kooperativen Erarbeitung von Stadt-Umland-Siedlungskonzepten (November 2004 – Dezember 2004)
    offizielle Auftaktveranstaltung im Dezember 2004 (Dokumentation als PDF)
  • Erfassung der Baulandsituation in den Stadt-Umland-Regionen
    (Januar 2005 – Juni 2005)
    ein Workshop im April 2005 (Dokumentation als PDF)
  • Abstimmung der zukünftigen Aufgabenverteilung zwischen Kernstädten und Umlandgemeinden (Mai 2005 – August 2005)
    ein Workshop im September 2005 (Dokumentation als PDF)
  • Entwurf, Abstimmung und Vereinbarung von Siedlungskonzepten für die Stadt-Umland-Regionen (September 2005 – April 2006)
    Werkstattgespräche Februar 2006 – April 2006 (Dokumentation als PDF)
  • Überführung der Abstimmungsresultate in das Regionale Raumentwicklungsprogramm Vorpommern (Juni 2006 – September 2006)
  • Dokumentations- und Abschlussphase (August – Oktober 2006)
    Abschlussbericht (Dokument als PDF)
    Abschlussveranstaltung am 19. Oktober 2006 in Stralsund

Der Regionale Planungsverband nahm für die Moderation des diskursiven Prozesses die Erfahrungen externer Gutachter in Anspruch. Mit der Aufgabe betraut wurde die Lübecker Arbeitsgemeinschaft stadtraum*prozess, bestehend aus plusfünf – Gesellschaft für Stadtentwicklung und Kommunalberatung, ppp – Petersen Pörksen Partner – Architekten + Stadtplaner und TGP – Trüper Gondesen Partner – Landschaftsarchitekten. Die Gutachter haben mit den Gemeinden zusammengearbeitet.

Die Arbeitsergebnisse wurden regelmäßig dem Planungsausschuss vorgestellt und im Vorstand des Regionalen Planungsverbandes beraten.

Ansprechpartner in der Geschäftsstelle des Regionalen Planungsverbandes sind
Frau Falck-Steffens, Amtsleiterin (Durchwahl 03834  514939-0) und
Frau Dr. Neugebauer, Dezernentin Regionalplanung (Durchwahl 03834 514939-2)